Kleinhäusler-Museum

Die Liebe steckt im Detail des Lebens einer Kleinhäuslerfamilie

Was Renate Lohr und ihr verstorbener Ehemann Rudolf im letzten erhaltenen Marktturm geschaffen haben, ist in Bayern einzigartig. Der leidenschaftliche Dekorateur und seine Gattin füllten das ca. 500 Jahre alte Gebäude an der Riedenburger Straße wahrhaftig mit Leben obwohl die ausgestellten Käthe-Kruse-Puppen nicht aus Fleisch und Blut sind. Die Ausstellung zeigt das Leben einer 12-köpfigen Familie zum Anfang des 19. Jahrhunderts und begeistert besonders durch die Vielzahl an privaten Exponaten des Ehepaar Lohr’s. Der bäuerliche Alltag wird thematisch durch die Motive Küche & Stube, Handwerk & landwirtschaftliche Arbeitsgeräte und Herrgottswinkel beleuchtet. Mittendrin stehen die lebensgroßen Käthe-Kruse-Puppen, die einst als Schaufensterrequisiten in einem Ingolstädter Kaufhaus dienten. Diese waren ausrangiert worden und drohten gänzlich zu verschwinden, ehe sich Rudolf Lohr ihrer und dem Pförringer Marktturm annahm.

Die hochwertig gearbeiteten Unikate sind handbemalt und ihr Haupt ziert Echthaar. Meist ist der Körper aus Nesselstoff und mit Reh- und Rentierhaar handgestopft, oder um ein inneres Drahtskelett geschäumt und mit Trikotstoff überzogen. Besonders viel Wert hat ihr Mann auf die Authentizität der Kleidung gelegt, wie Renate Lohr erzählt. „Alles alte Stoffe und unveränderte Kleider“ aus den verschiedensten Winkeln zusammengetragen.

Davon zeugt auch das Inventar eines alten Bauernschrankes, in dem sich unter anderem ein schwarzes halbdurchsichtiges Brautkleid wiederfindet. Obwohl sich die Ausstellungsfläche auf nur wenige Quadratmeter beschränkt, wird das Auge des Besuchers niemals müde zwischen all den kleinen und großen Gegenständen eine neue Requisite zu entdecken. Handgeschmiedete Nägel an denen unterschiedlichste Rosenkränze und Andachtsgegenstände hängen. Schier unzählige Werkzeuge aus vergangenen Zeiten und liebevolle Details, wie etwa eine kleine Stoffmaus, die den Besucher zum Schmunzeln bringen und den Geist des verstorbenen Dekorateurs spüren lassen. Leider ist ein Teil des privaten Bestandes abhandengekommen, doch wer das Vergnügen hat von Renate Lohr durch die Sammlung geführt zu werden, der wird angesteckt von der ungebrochenen Faszination für die Ausstellung und all die Geschichten, die es darüber zu erzählen gibt. Die Besonderheit der Ausstellung begreift sich spätestens dann, wenn man seinen Kopf durch die Luke in den Dachboden steckt. Fast schon etwas gruselig sitzt dort eine Puppe an einem Spinnrad neben einem geköpften Hahn und weiteren angerichteten Requisiten.

Das Kleinhäusler-Museum ist ein großer kultureller Schatz, den Pförring hauptsächlich dem Ehepaar Lohr zu verdanken hat und das mehr als nur einen Besuch wert ist. Überzeugen Sie sich selbst davon!

Sofern wir Ihr Interesse wecken konnten und Sie die Ausstellung der Kleinhäuslerfamilie im Marktturm besuchen möchten, wenden Sie sich bitte an das Rathaus Pförring unter der Telefonnummer: 08403/9292-0. Wir werden für Sie einen Besichtigungstermin vereinbaren. Bitte organisieren Sie sich in einer Gruppe. Einzelbesuche sind leider nur in Sonderfällen möglich.

Wissenswertes zum Marktturm

Wissenswertes zum Marktturm

  • Letztes erhaltenes von ehemalig vier existenten Gebäuden
  • Bildete zusammen mit der Marktmauer eine Wehranlage
  • Baujahr ist um ca. 1450 bis 1500 n. Chr. anzusetzen
  • Zunächst zu Beobachtungszwecken errichtet
  • Diente später verschiedenen Familien als Wohnraum
  • Da ein Kamin fehlte, zog der Rauch durch das Gebälg ab
  • Letzten Eigentümer waren Katharina & Martin Pögerl (1930-1942)
  • Wurde durch den Markt erworben und dient seit 2000 als Museum