Geschichte

„Ein spannendes und wissenschaftlich fundiertes Heimatbuch“

Aus Anlass der Verbriefung des Marktrechts durch Ludwig den Bayern im Jahr 1318 gibt der Markt Pförring dieses breit gefächerte Sammelwerk heraus, an dem zwölf namhafte Kenner ihres Fachs mitgewirkt haben. In 13 spannenden, wissenschaftlich fundierten Beiträgen beleuchten sie wichtige Facetten und Meilensteine der Ortsgeschichte. Die Autoren schlagen einen Bogen von den weltweit besterhaltenen Fischfossilien über das Römerkastell CELEVSUM, eines der wenigen gut erhaltenen Kammergräber der späten römischen Kaiserzeit, die Rolle von „Vergen“ im Nibelungenlied und die geheimnisvollen Mumien der Jordan-Gruft bis in die 1960er-Jahre, als Pförring zum Modellfall der Dorferneuerung wurde.

Die Autoren sind Martin Ebert, Dr. Hubert Fehr, Prof. Dr. Dr. Karl Ganser, Svenja Kampe M.A., PD Dr. Martina Kölbl-Ebert, Prof. Dr. Wilhelm Liebhart, Prof. Dr. Andreas Nerlich, Vera Planert M.A. Hons., Dr. Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein, Dr. Gerd Riedel, Prof. Dr. C. Sebastian Sommer, Elisabeth Vogl M. A. und Prof. Dr. Klaus Wolf.

Kunstgeschichte

Imponierende Kunstwerke aus Architektur, Plastik, Malerei und Klein­kunst

Zur Feier des siebenhundertjährigen Marktjubiläums – 1318 bis 2018 – bietet sich ein Blick in die Kunst­geschichte des Marktes Pförring an, wie er seit den Eingemeindungen von 1971/72 besteht.

So gehören heute zum Marktgebiet neben Pförring auch Dötting, Ettling, Forchheim, Gaden, Lobsing, Pirkenbrunn und Wackerstein. In den nachfolgenden Ausführungen sollen Kunstwerke in Architektur, Plastik, Malerei und Klein­kunst vorgestellt werden, die sich im heutigen Marktgebiet befinden und sich durch ihre Qualität auszeichnen.

Die Zusammenstellung strebt keine inventarische Vollständigkeit an, sondern beschränkt sich auf ausgewählte Kunstwerke, um an ihnen beispielhaft die Kunstentwicklung von der Romanik des 12. Jahrhunderts bis in die Modeme aufzuzeigen, wie sie sich im Gebiet der Marktgemeinde Pförring als „Kunstlandschaft“ erhalten hat.

Erhältlich im Rathaus

Auszüge aus „Zur Geschichte des Marktes Pförring“

Idylle an der Kels

Der Glas Hans (Johann Kügel) führt sein Pferd zur Tränke in die Kels. Im Hintergrund tratzen Buben in Lederhosen die Gänse. Aber auch die Moderne hatte schon Einzug gehalten mit DKW, Hanomag und Moped.

Die weltweit besterhaltenen fossilen Fische stammen aus Ettling

Seit Sommer 2007 unterhält das Jura-Museum Eichstätt eine Forschungsgrabung in den Plattenkalken des Steinbruchs von Ettling (Markt Pförring). Dieser Steinbruch galt lange Zeit als fossilleer. Lediglich Spuren grabender Organismen waren bekannt. Dass der Steinbruch dennoch bemerkenswerte fossile Fische – teils mit Farberhaltung – barg,entdeckten zunächst Privatsammler. Das Jura-Museum Eichstätt wurde aufmerksam, weil Sammler, die mit der überaus schwierigen Präparation von Ettlinger Fossilien überfordert waren, mit ihren „Trümmerhaufen“ im Museum Rat suchten.

Herkunft und Bedeutung: Celeusum

Der älteste Ortsname im Gemeindebereich ist der auf einer römischen Karte des 4. Jahrhunderts verzeichnete Stationsname Celeuso, gesprochen keleuso. In einem historischen Werk der Aufklärung aus dem Jahr 1769 findet sich bereits die Lokalisierung. Allerdings ist dort die Identifizierung missverständlich und ist statt der Ablativendung des Originalbelegs der Nominativ angegeben: Celeusum. das fast an der Donau gelegne, und Pförring gegenüber entfernte Neustadt. Der Name wird auf die indogermanische Wurzel *keleu- ‘wandern, Weg’ zurückgeführt und als ‘mit einem Wege versehen, Ort am Wege’ erklärt.

Auszüge aus „Kunstgeschichte des Marktes Pförring“

Das Kunstschaffen im Zeitalter des Barock

Auf dem Marienaltar steht als Pendant zum Gnadenstuhl die sicherlich vom selben Bildhauer um 1720/35 angefertigte und wohl ebenfalls 1966 gefasste Figur des hl. Joachim. Die schlichte, aber anmutige barocke Figur des Vaters der Gottesmutter Maria ergänzt die im Auszugsbild dargestellte Mutter Anna. Das auf dem Tabernakel aufgestellte Bildwerk zeigt die Dreiviertelfi gur des hl. Joachim, der Maria als seine Tochter auf seinem rechten Arm trägt. Die zum Zeichen ihrer erbsündelosen Empfängnis in ein weißes Gewand gekleidete kindliche Maria greift ihrem Vater liebevoll an den Bart. In seiner linken Hand hielt Joachim früher als Attribut eine Hirtenschaufel, die daran erinnert, dass der Engel ihm bei seinen Herden erschienen war.

Spätgotische Plastik und Malerei

Die fast einen Meter hohe Holzfigur der Kirchenpatronin Margareta verweist ebenfalls in eine Entstehungszeit bis 1510, könnte aber auch etwas früher ab 1485 entstanden sein. Die zuletzt ebenfalls 1961 gefasste Holzfigur ist fast rundplastisch geschnitzt und nur auf der Rückseite hohl. Neben den beiden Flachreliefs ist die auf einer polygonen Plinthe stehende Margaretenfigur an der Schreinwand über einem barocken Sockel verankert. Während im Gesicht Teile der originalen Farbfassung freigelegt wurden, stellen die Glorienstrahlen um das Haupt der Kirchenpatronin eine spätere Ergänzung dar. Margareta erscheint als eine elegante, höfische Gewandfigur, die in ein enges, den Körper betonendes Untergewand gekleidet ist.

Bildwerke des Weichen Stils um 1420/30

Das erste im Markt Pförring anzutreffende gotische Bildwerk ist eine um 1420/30 aus Kalkstein gemeißelte Madonnenskulptur, die heute in der südlichen Seitenkapelle der Pfarrkirche St. Leonhard aufgestellt ist und zu den herausragenden Kunstwerken der Region gehört. Auch wenn die heute frei stehende Figur Spuren einer früheren Montagevorrichtung für eine wandgebundene Aufstellung auf weist, so spricht für eine ursprünglich freie Aufstellung, dass die Skulptur rundplastisch ausgeführt und auch auf der Rückseite bis ins Detail ausgearbeitet wurde.

1. Bürgermeister Pförring - Bernhard Sammiller

Bernhard Sammiller

Altbürgermeister Markt Pförring

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

sicherlich erinnern Sie sich alle an unsere 700-Jahr-Feier – ein wunderschönes Jubiläum, das uns in die Epochen der Vergangenheit zurückversetzte: in eine Zeit, als in der großen Welt noch Kaiser und Königeregierten, in die Zeit der Römer, Ritter und Nibelungen. Das Marktjubiläum sollte uns auch daran erinnern, woher wir kommen: Seit dem 5. Jahrtausend vor Christus ließen sich Menschen in unserer Heimat nieder. Bei Pförring querte die historische Fernstraße
von Paris nach Byzanz die Donau. Die Römer nutzten die bevorzugte Lage zur Errichtung des Reiterkastells Celeusum in unmittelbarer Nähe zum Limes, dem heutigen Weltkulturerbe.

Der Philosoph, Sprachforscher und preußische Staatsmann Wilhelm von Humboldt hat einmal gesagt: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“ Das vorliegende Sammelwerk, an dem zwölf namhafteWissenschaftler mitgewirkt haben, bringt uns diese Vergangenheit näher. Wir haben aber auch allen Grund, die Gegenwart zu würdigen, die uns Wohlstand, Frieden und hoffentlich auch Zufriedenheit gibt. Und letztendlich können wir auch einen Blick in die Zukunft wagen. „Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen“, schrieb Peter Ustinov. Vielleicht ist es vielen von uns zu selbstverständlich geworden, dass wir in unserer Zeit leben dürfen und das vielfach recht gut, so selbstverständlich, dass wir das Leben nicht mehr als Gut und Wert betrachten. Also lassen Sie sich alle mit Hilfe dieses einmaligen Werkes mit den Besonderheiten des Marktes Pförring vertraut machen und tauchen Sie in unsere einmalige und unverwechselbare Geschichte ein.

Abschließend möchte ich es nicht versäumen, allen ein herzliches Vergelt´s Gott zu sagen, die es uns durch ihre Beiträge zu diesem Heimatbauch ermöglichen, die Pförringer Geschichte zu erleben und zu begreifen. Mein besonderer Dank gilt Sebastian Kügel, dem Initiator dieses besonderen Werkes!

Markt Pförring, im April 2020
Ihr Bernhard Sammiller

Buchrezension von Prof. Dr. C. Sebastian Sommer zu „Geschichte des Marktes Pförring“

Pförring feiert sich und seine Geschichte

Zweites Heimatbuch erschienen

Der Markt Pförring ist reich an Denkmälern – Bodendenkmäler der Vorgeschichte, der Römerzeit, des frühen und hohen Mittelalters und Baudenkmäler seit der Romanik, vor allem Kirchen – und beschenkt sich und seine Bürger, aber eigentlich ganz Bayern, zum etwas großzügig formulierten Ende seines 700-Jahr-Jubiläums als Markt (2018) mit einer Art Festschrift. Dass diese mit dem Abschied des 24 Jahre die Geschicke von Pförring bestimmenden 1. Bürgermeisters Bernhard Sammiller zusammen fällt, mag einerseits Zufall sein, ist andererseits aber auch sicher berechtigt. Soweit man das von außen beurteilen kann war dieser Bürgermeister „gut“ für seinen Gemeinde, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren (erinnert sei nur an die Diskussionen um die Verdeutlichung des nordöstlichen Kastelltores auf der Anhöhe über dem Ort).

Vorgesehen war jedenfalls eine große Feier am 17. April zur Vorstellung des Abschiedsgeschenks in Form zweier Bücher, die anlässlich des Jubiläums verfasst wurden. Dazu gepasst hätte eine Würdigung von Bernhard Sammiller – dem Corona-Virus fällt nun leider beides zum Opfer. Die Zeit, die wir in der aktuellen Selbstisolierung gewinnen, lässt sich aber sicher gut mit der Lektüre der beiden hier vorzustellenden Bände nutzen, denn es ist nicht davon auszugehen, dass das aktuelle wunderbare Frühlingswetter auf ewig anhält.

700 Jahre Markt Pförring waren der Anlass für den ortsansässigen Sebastian Kügel, dem Gemeinderat vorzuschlagen, mit lokalen und regionalen Experten eine umfassende, aber gut lesbare und leicht verständliche Darstellung der Geschichte des Ortes aufzulegen und herauszubringen. Was dabei herausgekommen ist, ist erstaunlich und aufsehenerregend.

Da ist zum einen das schon 2019 erschienene Buch zur Kunstgeschichte des Marktes Pförring. Wolfgang Vogl als Autor verbindet in außergewöhnlicher Weise persönliche Anschauung und Betroffenheit als nebenamtlicher Pfarrvikar in der örtlichen Pfarreiengemeinschaft mit seiner Professionalität als habilitierter Kunst- und Kirchengeschichtler. In der Art, wie er die zu Pförring gehörenden Kirchen und ihre Ausstattung mit den durch die Zeitläufte gegebenen Veränderungen beschreibt und mit exzellenten, zum guten Teil eigenen Bildern illustriert, kann man die Entwicklung der süddeutschen Kirchenkunst seit der Romanik, also seit mehr als 800 Jahren; leicht nachvollziehen (eingeschränkt gilt dies lediglich für die Gotik, für die in Pförring und seinen Kirchen wenig überliefert ist). Damit lassen sich dann die z. T. wunderbaren Pförringer Bauwerke und Elemente gut einordnen. Der Band lädt ein, wieder mehr in die Kirchen zu gehen. Wer ihn gelesen hat, wird sie und ihre Elemente mit anderen Augen sehen.

Wolfgang Vogl, Pförring – Kunstgeschichte des Marktes. Verlag Bayerische Anzeigenblätter GmbH, Ingolstadt, 2019, 218 Seiten, 150 Fotos (19,90 € erhältlich bei Lotto-Toto/Post-Agentur Heidi Pollinger und im Buchhandel)

Ganz neu ist jetzt der Band „Pförring – Zur Geschichte des Marktes“, aus dem der gerade vorgestellte kunstgeschichtliche Beitrag auf Grund seines Umfangs ausgegliedert wurde. Dreizehn Autoren legen in dreizehn Aufsätzen aus ihrer jeweiligen Betroffen- bzw. Verbundenheit mit Pförring und seiner Geschichte die Grundlagen dar, auf dem das Heutige hervorgegangen ist und auf dem die Zukunft aufbauen kann.

Wie Martina Kölbl-Ebert und Martin Ebert mit „Frischem Fisch aus dem Jura-Meer“ zeigen, reicht diese Vergangenheit weit zurück. Trotz ihres Alters von etwa 152 Millionen Jahren stinken die weltweit besterhaltenen fossilen Fische aus dem Steinbruch von Ettling überhaupt nicht, im Gegenteil. Was in den Forschungsgrabungen des Jura-Museums Eichstätt unter Leitung der Autoren seit 2007 zu Tage gebracht wurde, ist sozusagen fangfrisch und zeugt von intensivem Fressen und Gefressenwerden genauso, wie von einem wichtigen Punkt in der Entwicklung der Fische.

Auch Hubert Fehr, erst seit 2016 als Referent im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege für den archäologischen Boden in und um Pförring zuständig, blickt mit einem naturgemäß ganz frischen Blick auf den bzw. nach einer Vielzahl von Grabungen gerade auch der letzten Jahre in den „Geschichtsträchtigen Boden“ von Pförring. Was da alles an Überresten drin steckt, aus der Zeit der Neandertaler über die der ersten Ackerbauern und Viehzüchter der Jungsteinzeit, der Überreste der Bronze- und Eisenzeit zu denen der Römern und der ersten Besiedlung des heutigen Ortskerns in der Völkerwanderungszeit, beschreibt er mit Sachkunde und in einer Weise so, dass man eigentlich gerne mehr wissen will.

Naturgemäß liegt auch bei mir als Verfasser eines Textes zum Kastell Pförring mit dem Titel „Als die Römer frech geworden, …“ eine große unmittelbare Betroffenheit vor, bin ich doch seit nunmehr fast 20 Jahren für die Bodendenkmäler in Bayern zuständig und insbesondere auch für alles, was archäologisches Welterbe ist. Der Militärplatz Pförring als Teil des Raetischen Limes im Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“ ist mir sogar seit meiner Dissertation wegen seiner damals schon besser untersuchten Reste der Zivilsiedlung bekannt – aber, wie sich beim Schreiben gezeigt hat, eben doch nicht so gut, wie man das gerne hätte. Und so versuche ich meine und des Lesers Fantasie zu Überlegungen zum Leben etlicher uns namentlich überlieferter Bewohner Celeusums vor ca. 1800 Jahren anzuregen.

Vielleicht das aufregendste, was in den letzten Jahren in Pförring entdeckt wurde, ist ein Kammergrab der Völkerwanderungszeit aus der Zeit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Vera Planert als örtliche Leiterin der Ausgrabungen beschreibt das sehr große Grab und seine reiche Ausstattung in „Die Dame von Pförring – noch im Tode reich geschmückt“ aus erster Hand. Man kann sie durchaus als mit der Dame „verheiratet“ sehen, hat sie doch nicht nur das Grab selbst freigelegt, sondern in der heißen Phase der archäologischen Untersuchung aus Sicherheitsgründen direkt daneben im Zelt übernachtet. Und wie eine Ehe (in der Regel) nicht mit der Hochzeit zu Ende, wird sie sich mit der dort gefundenen jungen Frau auch weiter beschäftigen, sie schreibt nämlich ihre Dissertation darüber.

Aber wie auch sonst in der Archäologie ist hierfür nach der Grabung vieles notwendig, damit eine wissenschaftliche Bearbeitung stattfinden kann. Der erste Schritt auf dem Weg ist die Konservierung und Restaurierung von Funden, die im Fall der Dame von Pförring Svenja Kampe „Mit Feingefühl und Naturwissenschaft“ vorgenommen hat. Ausgehend vom großen Interesse und Verantwortungsgefühl des Marktes Pförring seiner Vergangenheit gegenüber war sie hierfür vom Markt mit einem vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bezuschussten Vertrag über ein Jahr angestellt gewesen.

Abschließend zu dem Grab bzw. ausgehend von 16 wohl auf einem Tuch aufgenähten Schafdarstellungen – passend zu Ostern – und offen auf der Stirn getragen stellt Hubert Fehr die Frage, ob „Die Dame von Pförring – eine frühe Christin?“ war, gegebenenfalls nach bisheriger Kenntnis die erste sicher nachgewiesene in Bayern. Im Versuch der Beantwortung führt ihn sein Weg über St. Leonhard in Pförring bis nach Ravenna und Rom.

Einem Aufblitzen von Pförring in dem, was wir heute als Weltliteratur bezeichnen, geht Klaus Wolf mit „Unz an die Tuonouwe ze Vergen si dô ritten – Pförring im Nibelungenlied“ nach. Als Professor für Geschichte der Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit erkennt er in Pförring, da es im Nibelungenlied explizit genannt wird, einen hohen „literaturgeschichtlichen Rang des alten Römerorts“.

Die Markterhebung Pförrings als dem Ausgang des Jubiläumsjahrs beleuchten die beiden folgenden Beiträge von Wilhelm Liebhart „Vnsern Burgern zue Pföringen in dem Marckht – König Ludwig IV. der Bayer und das Marktrecht von Pförring 1318“ und von Gerd Riedel mit „Das Jahr 1318 – Ausgangs- oder Endpunkt? Die Entwicklung des Marktes Pförring aus archäologischer Sicht“. Während der Professor für Geschichte, Politik und Literatur neben der Quelle selbst die Bedeutung des Marktrechts untersucht, stellt der in und mit der Region bestens bekannte Sachgebietsleiter für Archäologie des Stadtmuseums Ingolstadt (das Funde aus dem weiteren Umkreis einschließlich Pförring archiviert und präsentiert) die Entwicklung und Archäologie der mittelalterlichen Siedlungslandschaft vor. Faszinierend ist, dass erst im Laufe der Zeit sich aus einer Mehrzahl von kleinen Ansiedlungen die Konzentration auf einen Ort ergibt, im Fall von Pförring mit dem bekannten Ergebnis nicht zuletzt wegen der topografischen Lage direkt an den Donauauen und an einem Flussübergang.

Als der beste Kenner von Bayern beschäftigt sich Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein mit „Die Ortsnamen in der Gemeinde Pförring – Herkunft und Bedeutung“ und blickt damit auch intensiv in die verschiedenen Teilorte. Hier findet man die Entwicklung der Namen und das, „was man schon immer wissen wollte“ (und, wenn man genau hinschaut, wahrscheinlich auch das eigene Haus samt Einblick in Nachbars Garten in den beigefügten Luftbildern der Orte).

Einen weiten inhaltlichen und methodischen Bogen spannt der Pathologe Andreas Nerlich. Ausgehend von seiner mumifizierten Leiche werden In „Memento Mori – Freiherr Wilhelm von Jordan und seine Familiengruft bei Dötting“ Hintergrund, Leben und Tod eines Offiziers aus der Zeit der Napoleonischen Krieges – ohne selbst beteiligt gewesen zu sein – und des nachfolgenden frühen Bayerischen Königreichs intensiv und quasi von allen Seiten beleuchtet.

Steht man auf dem Marktplatz von Pförring und blickt auf die eindrucksvolle Kirche, ist man (bin ich) immer wieder irritiert über die beiden so unterschiedlichen Teile im Chor und Turmbereich bzw. dem Langhaus. Die Kunsthistoriker und Museums- bzw. Ausstellungsmacherin Elisabeth Vogl löst mit großem Einfühlungsvermögen und Fachkenntnis die Fragestellung „Im Spannungsfeld von Historismus und Denkmalpflege – Die Erweiterung der Pfarrkirche St. Leonhard in Pförring von 1903/04“.

Den Abschluss dieser abwechslungsreichen Publikation bildet Karl Ganser mit „Nicht Stadt, nicht Dorf – Pförring als Modellfall der Dorferneuerung“ mit dem ihm eigenen besonderen Stil. Als Raum-und Stadtplaner war er vor mehr als 50 Jahren für eine modellartige Untersuchung des Marktes Pförring unter der damals wie heute aktuellen Frage des Verhältnisses Stadt / Land und der Entwicklung ländlicher Zentren mitverantwortlich – auch abschließend Geschichte aus erster Hand.

Die beiden Bände mit ihren abwechslungsreichen Aufsätzen haben nicht nur Bedeutung für Pförring. Mit dem Blickwinkel über den Markt hinaus, mit dem Versuch, die Befunde und Funde zu Pförring in einen großen Rahmen einzubetten bzw. aus einem solchen heraus zu verstehen bzw. mit Autoren, die jeweils unmittelbar im „hands on“ mit ihren Themen vertraut sind (aber ohne sich in ihnen zu verlieren), sind diese Bände ein Muss für jede geschichtlich orientierte Bibliothek und jeden interessierten Leser. Und mit ihrem frischen Layout und der guten Qualität macht es Spaß, diese Bände in die Hand zu nehmen, zu blättern und zu lesen. Den Herausgebern und Machern kann man nur zu der hervorragenden Auswahl der Autoren gratulieren. Für den Mut und die Standhaftigkeit, ein solches Projekt in einer 4000 Einwohnergemeinde in Angriff zu nehmen und zum Abschluss zu bringen, sind wir zu Dank verpflichtet.

Dieses Jubiläumsgeschenk zeugt vom Selbstbewusstsein des Marktes Pförring, seiner Gemeinderäte und des Bürgermeisters; es setzt Maßstäbe für das Genre „Heimatbuch“. Damit hat sich Pförring selbst ein Denkmal gesetzt.

Prof. Dr. C. Sebastian Sommer

Vorsitzender der Deutschen Limeskommission

Landeskonservator

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege